Armleuchteralgen (Charophyceae)

 

Chara hispida - Bildnachweis: H. Korsch
Chara hispida - Bildnachweis: H. Korsch

Bei den Armleuchteralgen handelt es sich um meist untergetaucht lebende, makroskopisch erkennbare grüne Pflanzen. Ihr Vegetationskörper ist für Algen stark differenziert und besteht aus einer mit wurzelähnlichen Gebilden verankerten Achse mit Knoten und daran ansitzenden quirlförmig gestellten Ästen sowie „Blättchen“. Charakteristisch sind die oft auffällig gefärbten Fortpflanzungsorgane. Der Name Armleuchteralge leitet sich von der an einen Mehrfach-Kerzenständer erinnernden Form der Astquirle ab. Neuere molekularbiologische Untersuchungen haben dazu geführt, dass die Charophyceae inzwischen als näher mit den Moosen und Höheren Pflanzen als mit vielen anderen Algengruppen verwandt betrachtet werden. Weltweit umfasst die Klasse etwa 450 Arten, in Deutschland kommen davon in der hier vertretenen Artauffassung 36 vor, die alle zur Familie der Characeae gehören.

Viele Vertreter der Charophyceae sind an eher klare und nährstoffarme Gewässer gebunden. Die einzelnen Sippen weisen oft eine deutliche Präferenz bezüglich des Karbonatgehaltes des Wassers auf. Die Mehrzahl der Chara-Arten bevorzugt karbonatreiche Gewässer. Bei den meisten Nitella-Arten ist es umgekehrt. Typisch ist ihr teilweise unregelmäßiges Auftreten. So kann man in einem Jahr einen großen Bestand an Armleuchteralgen vorfinden, um sie im nächsten Jahr im selben Gewässer vergeblich zu suchen. Wenn sie jedoch ein Gewässer erst einmal besiedelt haben, findet man oft zahlreiche Vermehrungseinheiten (Oosporen) im Sediment. Diese bleiben lange Zeit, z.T. jahrzehntelang keimfähig und können bei veränderten Umweltbedingungen oder nach einer Sanierung des Gewässers erstaunlich schnell wieder zu großen Beständen führen. Umgekehrt erliegen viele Arten der Charophyceae im Zuge der Sukzession vor allem in kleineren Gewässern sehr schnell dem Konkurrenzdruck anderer Makrophyten. Eine Reihe von Armleuchteralgen weist eine mehr oder weniger deutliche jahreszeitliche Bindung auf, es lassen sich Frühjahrs- und Sommer/Herbst-Arten unterscheiden. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Wassertemperatur. 

Neben den natürlichen Seen vor allem in Norddeutschland und im Alpenvorland, den Boddengewässern an der Ostsee und den Gewässern der größeren Flussauen haben durch den Menschen geschaffene Sekundärgewässer eine sehr große Bedeutung als Lebensraum für Armleuchteralgen. Hier sind zunächst die wassergefüllten Restlöcher des Braunkohle-, Kies-, Sand- und Tonabbaus zu nennen. In weiten Gebieten sind dies heute die wichtigsten Characeen-Gewässer. Alte Fischteiche, wie sie vor allem in Teilen Bayerns, in Sachsen und im südlichen Brandenburg charakteristisch sind, verdienen insbesondere bei extensiver Bewirtschaftung eine besondere Beachtung. Aber auch die vielen Kleingewässer der Kulturlandschaft sind bedeutsam für Armleuchteralgen. Einige Arten sind in ihrem Vorkommen sogar auf solche Gewässer beschränkt oder haben dort ihren Verbreitungsschwerpunkt. Besonders hervorzuheben sind hier aufgrund der Vielfalt und der Seltenheit der vorkommenden Arten die in der Vergangenheit wenig beachteten temporären Kleingewässer auf Äckern vor allem in Teilen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns. 

Aus: Korsch, H., Doege, A., Raabe, U. & van de Weyer, K. (2013): Rote Liste der Armleuchteralgen (Charophyceae) Deutschlands. Haussknechtia Beih. 17: 32 S.

 

 

 

Rote Liste

H. Korsch, A. Doege, U. Raabe & K. van De Weyer (2012): Rote Liste der Armleuchteralgen (Charophyceae) Deutschlands 3. Fassung. - IN: HAUSSKNECHTIA Beiheft 17 (2013) Thüringische Botanische Gesellschaft e.V..